Das Abenteuer Mean Machine

Modellraketen im Low-Power Bereich - das sind nicht nur kleine Pappröhrchen, die in Nullkommanix auf Gipfelhöhe teleportiert werden. Low Power mit HP-Feeling - das bietet ein Estes-Klassiker namens Mean Machine.

Im Laden wirkt die "fiese Kiste" erst einmal wie alle Estes-Raketen: Der kleine Bausatzbeutel läßt nicht ahnen, dass er eine Rakete beinhaltet, die einmal zwei Meter hoch sein wird. Der Zusammenbau selber ist ebenfalls Standard - mit einigen Abweichungen, die in der Größe des Teils begründet sind. Nicht weniger als vier Rohre müssen mittels Hohlverbindern gekoppelt werden - wie, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Estes-Anleitung sieht die MM als Kopftrenner vor - die auch von mir bevorzugte Version. Probeweise als Mittentrenner zusammengesetzt erwies sich die Rakete als zu instabil. Von der schieren Länge der MM sollte man sich - zumindest in dieser Phase - nicht allzusehr beeindrucken lassen. Die MM passt auch als Kopftrenner durch die Heckklappe jedes Kleinwagens - notfalls müssen eventuelle Beifahrer eben ein wenig zusammenrücken... Und: Die Ausstoßladung erzeugt auch in diesem langen Rohr genug Druck, um Spitze und Fallschirm auszuwerfen - zumindest bei mir.

Achtung beim Bau der Motorhalterung: Die Beiliegende von Estes passt nur für die 24 Millimeter dicken US-Motoren. Wer nur in Deutschland und ohne "T2-Schein" fliegt, sollte sich also nach einem 25-Millimeter-Rohr für die Sachsenfeuerwerk D7-3 umsehen und die Zentrierringe entsprechend ausfeilen. Fertig zusammengeleimt, entschied ich mich für eine Lackierung in Original-Glanzschwarz: Es sieht stark aus, wirft allerdings im Sommer Probleme mit der Sonneneinstrahlung auf - die Rakete wird heiß und biegt sich. Abhilfe schafft gleichmäßiges Drehen (der "Barbecue-Modus" der Apollo-Mondflüge lässt grüßen) oder simples Ablegen im Schatten eines Baumes oder Autos.

Die fertige MM sieht einfach toll aus - kein Prospektfoto kann den Eindruck dieses Zwei-Meter-Riesen richtig wiedergeben (wenn Ihr mal wieder mit Euren Nachbarn ins Gespräch kommen wollt: Stellt das Teil einfach im Garten auf und seht, wie die Leute vor Neugier zerplatzen...) Doch die Mean Machine ist nicht nur zum Anschauen gut, sie will geflogen werden. Wer bislang nur kleine Raketchen gestartet hat, steht jetzt vor einem Problem: Das standardmäßige Launch Pad (in meinem Falle das von Quest) ist mit dem Riesenteil einfach überfordert. Da hilft auch kein Ballastsand in den Beinen: Die Rakete bietet eine dermaßen große Angriffsfläche für den Wind, dass sich der normale Drei-Millimeter-Startstab beim lauestem Lüftchen biegt und windet, dass es einem Angst und Bange wird. Also besser die Fünf-Millimeter-Version besorgen, die auch Estes empfielt.

Dann endlich der Druck auf den Startknopf. Was die skeptische Ehefrau nicht für möglich gehalten hatte: Die Rakete hebt tatsächlich ab - langsam, aber bestimmt, wie eine "Echte" gewinnt sie an Höhe - um den Flug leider allzufrüh zu beenden. Obwohl groß wie eine HP-Rakete, fliegt sie halt doch nur auf einem D7. Und die Schweiz ist von Nordbayern aus sooo weit...

Fazit: Ein beeindruckendes Monster, deutschen Verhältnissen entsprechend zwar untermotorisiert, aber auf dem Pad und beim Lift-off ein Spektakel. Oder mit einem Wort: Booah-eyy!!!

Peter Gisder, 20.08.01

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