Harry Stine verstorben

Im Herbst 1997 ist Harry G. Stine verstorben. Harry galt als "Vater des Modellraketenbaus" und wurde vor allem als Autor des Standardwerkes Handbook of Model Rocketry sowie als Mitbegründer des US-Modellraketenverbandes National Assocation of Rocketry als NAR-Mitglied Nr. 2 bekannt.

Zusammen mit Orville Carlisle hatte Harry in den 50er Jahren den sicheren Modellraketenbau als Alternative zu dem im Zuge der Raumfahrteuphorie hochkommenden Raketenexperimentalbau erfunden. Kern dieser sicheren Freizeitbeschäftigung war der heute noch gültige Sicherheitskodex, der u.a. die Verwendung fabrikmäßig hergestellter Treibsätze sowie leichtgewichtige Bauweise, ohne tragende Metallteile, vorschrieb. Harry war damals in White Sands beschäftigt, wo die Amerikaner nach dem 2. Weltkrieg mit "V2" Raketen experimentierten und so das amerikanische Weltraumprogram anstießen.

Das Handbook of Model Rocketry ist bis Mitte der 90er Jahre in immer wieder verbesserten Auflagen erschienen und gilt mit seinen fast 400 Seiten bis heute das Standardwerk über Modellraketenbau. Ein deutscher Auszug davon erschien in den 80er Jahren bei der Fa. ESE (vergriffen). Harry ist außerdem Autor etwa 40 weiterer, teilweise unter Pseudonymen geschriebener, SF-Bücher. Sein Sohn Bill war an der Gründung der Firma Enertek sowie später bei Quest beteiligt.

Zu würdigen ist auch Harrys internationale Ausrichtung und die Etablierung des sportlichen Teils des Modellraketenfluges über den Weltluftsportverband FAI. Bereits in den 60er Jahren, Mitten im "Kalten Krieg", knüpfte er Kontakte zu Modellraketenfliegern in Osteuropa wie Otakar Saffek aus der damaligen CSSR und trug damit zur Internationalisierung des Hobbies bei.

Mit Harry G. Stine ist ein Pionier des Modellraketenbaus von uns gegangen.

Oliver Missbach, 16.06.98

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