Neue Einzelheiten über Vorgehen der HOG gegen das Modellraketen-Festival

München (red) - WEITERE EINZELHEITEN UEBER DAS VORGEHEN GEGEN DAS 1. INTERNATIONALE MODELLRAKETEN-FESTIVAL 1988 IN ST.LEONHARD SIND JETZT BEKANNTGEWORDEN.

Wie bereits in CD 3/88 berichtet, kam es am 19. Juni 1988 zu einem Einsatz der Polizei gegen das MODELLRAKETEN-FESTIVAL, durch das die Veranstaltung ca. eine halbe Stunde unterbrochen werden mußte. Wie bereits vermutet, liegen nun Beweise vor, daß die Hermann-Oberth-Gesellschaft (HOG), vertreten durch den bayrischen Landesgruppenleiter Herbert Gründler aus Augsburg - zugleich Sekretär der Raketenmodellsportgruppe RAMOG - die Behörden entsprechend informierte.

Im Schreiben vom 17.10.88 der Regierung von Schwaben, dem Arbeitgeber des Regierungsamtmannes Gründler, wird festgestellt, daß der Anruf von 14.6.88 (3 Tage vor dem Festival) beim Luftamt Südbayern in dessen Eigenschaft als Landesgruppenleiter der HOG erfolgte. Dabei meldete er sich auch mit seiner Dienststelle, selbstverständlich, so seine Behörde, jedoch nicht ohne zu betonen, daß er nicht dienstlich anrufe.

Der Polizeieinsatz gegen das Festival, bei dem die Veranstalter keine genauen Informationen über den eigentlichen Grund bekamen (es wurde u.a. nur eine Kopie mit Texten des Luftrechtes gezeigt. in denen u a. erwähnt wird, Veranstaltungen seien grundsätzlich genehmigungspflichtig), wurde nach Rücksprache mit dem Luftamt wieder beendet. Das Luftamt hat inzwischen das damit verbundene Verfahren eingestellt und schriftlich festgestellt, daß solche Veranstaltungen unter gewissen Bedinungen nicht genehmigungspflichtig sind.

Bei einem Gespräch beim Luftamt kam u.a. zutage, daß von Seiten der HOG eine längere Dokumentation über das Festival erstellt wurde (allerdings erst hinterher, wobei die Information der Behörde vorher erfolgte). Dieses Dossier enthält diverse Fotos, die während der Veranstaltung von HOG/RAMOG Mitgliedern aufgenommen wurden. Die zwei Mitglieder der HOG/RAMOG und deren Begleitperson erschienen am zweiten Wettbewerbstag mit einem Wagen aus Augsburg. Der Fotograf, Robert Brunner, war einem Teilnehmer aufgefallen und betonte gegenüher den Veranstaltern, er mache die Fotos selbstverständlich nur für private Zwecke und habe nicht die Absicht, sie weiterzugeben.

Die der Polizeidirektion Laufen übergebenen Fotos mit Begleittext zeigen u. a. Heckrümpfe von Raketen mit angeblich nicht zugelassenen Treibsätzen. Im von Herrn Gründler erstellten Begleittext wird aufgezählt, was beim Festival alles im Bereich der Illegalität lag wie etwa die wackelnden 3 mm - Standardleitstäbe, die im übrigen auch bei HOG-Veranstaltungen verwendet werden und internationalen Maßstäben genügen.

Im selben Jahr wurde von der HOG ebenfalls ein internationaler Wettbewerb veranstaltet. Ob mit der Information der Behörden seitens der HOG die Konkurrenzveranstaltung ,,Modellraketen-Festival" behindert werden sollte, ist offiziell nicht bekannt. Fest steht aber, das zum einen das Festival mit Teilnehmern aus 8 Ländern die größte Veranstaltung dieser Art in der BRD wurde und die internationale Beteiligung des HOG-Wettbewerbs aus 2 Teilnehmern aus der Schweiz bestand.

Vor diesem Hintergrund hatte der MMV eine Teilnahme am Modellraketen-Festival 1989 einiger Mitglieder der HOG (u. a. besagter Herr Gründler) von einem Gespräch im Vorfeld abhängig gemacht, auf dem eine Klärung der Vorfälle sowie Wege zur Verhinderung einer ähnlichen Situation wie 1988 besprochen werden sollen. Die HOG konnte dazu nur feststellen, daß sie mit den Vorfällen auf dem Festival 1988 ,,nichts zu tun hatte" und auch Herr Gründler mit dem Polizeieinsatz nicht in Verbindung zu bringen sei.

Diese Ansicht mochten der MMV und die WASA auf Grund der vorliegenden Fakten nicht teilen. Um zu verhindern, daß es wiederum zu einer ähnlichen Situation wie 1988 kommt, wurden die betreffenen Personen schriftlich aufgefordert, der Veranstaltung fernzubleiben. Trotzdem fuhren mehrere HOG-Mitglieder nach St. Leonhard und beobachteten, in rote HOG-Overalls gekleidet, die Veranstaltung aus der Ferne. Lt. Aussagen von Teilnehmern benutzten sie dabei Funkgeräte und Ferngläser. Der Zutritt zum Gelände wurde ihnen in Interesse der Veranstalter und der Gemeinde wegen der schweren Vorfälle im Vorjahr vom Bürgermeister der Gemeinde persönlich untersagt.

(aus COUNTDOWN 1/90 - Nachdruck ohne Genehmigung verboten!)

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