RAKETENTRIEBWERK ,,MOTEX 12"

Neu-Isenburg (Alfred Ohmann) - BEI DURCHSICHT EINIGER ALTER TRIEBWERKE KAM MIR WIE-DER DER ,,MOTEX 12" RÜCKSTOSSANTRIEB IN DIE HÄNDE. ICH KONNTE ES NICHT UNTERLASSEN, DIE DIESEN ANTRIEB WIEDER ZU AKTIVIEREN.

In der Modellablage fand sich noch ein alter Wurfgleiter, der eigentlich schon ausgedient hatte. Ich montierte das Triebwerk auf die Tragfläche des Gleiters. Nach -einigen Gleitflugversuchen - vier Lagen Tesakrepp um die Rumpfspitze gewickelt, der Gleitflug stimmte. Der Weg zu unserem Flugfeld (ca. 8 km) war diesmal besonders lang. Die Spannung aber sehr groß.

Wie wird der Gleiter im Raketenflug fliegen? Wird das Raketentriebwerk überhaupt zünden, sind die Treibsätze überhaupt noch verwendungsfähig, all diese Fragen kreisen in meinem Kopf herum. Die Liegezeit von 37 Jahren ist nicht gerade kurz. Das Fluggelände war erreicht. Nochmals wurden einige Probestarts gemacht. Nun wurde die Zündlunte eingeführt und gezündet. Keine Reaktion. Nochmals eine neue Lunte eingeführt und gezündet. Diesmal hat es geklappt. Der Brennsatz zündet und mit einem kräftigen Wurf wurde der ,,Raketengleiter" in sein Element geschickt.

In einer großen Rechtskurve stieg dieser in einem Winkel von ca. 40 Grad auf gut 60 -70 Meter. Nach einer Flugzeit von 85 Sekunden landet der Raketengleiter. Einen zweiten Start wollte ich nicht mehr machen, da ich nur zwei Ladungen hatte. Diese sollten mein Archiv bereichern.

Nun zurück zum Triebwerk ,,Motex 12". Ich erwarb dieses Triebwerk vor fast genau 37 Jahren in einer Frankfurter Spielzeughandlung im November 1952. Dieses Triebwerk konnte als Gegenstück zum englischen ,,Jetex 50" gelten. Die Leistung war etwa der englischen ,,Jetex 100" ähnlich. Die Brenndauer war ca. 7-8 Sekunden. Der wichtigste Punkt war die große Unempfindlichkeit gegenüber Nässe und Feuchtigkeit, ein großer Nachteil der englischen Jetex-Triebwerken. Mir fielen beim Auspacken die Treibladungen in eine Wasserlache, zündeten aber einwandfrei.

Zum Preis dieses hervorragenden Triebwerks: Ganze 8 DM war der Preis. Die Jetex war -fast dreimal so hoch im Preis! Die Verpackung war sehr einfach. Ein Pappkarton in graublauer Fliegerfarbe. Dieser beinhaltete folgende Teile: Das Triebwerksgehäuse mit Deckel, dieses hatte eine eingepresste Düse aus Stahl und war gleich des Gehäuse aus Alu gedreht. Gehäuse und Düsendeckel wurden mtteinander verschraubt (Trapezgewinde). Außerdem eine Dose Asbest-Graphitdichtscheiben, ein Glasröhrchen mit 15 Zündlunten, 10 Treibladungen, die explosionssicher waren und Gebrauchsanleitung mit den Hinweis, daß ein stärkeres Triebwerk folgen soll.

Aber ein kleiner Leckerbissen war noch dabei. Eine Düsenreinigungsnadel, die genau in die Düsenöffnung paßte. Sowas fehlte bei den Jetex ganz. Die Düse mußte nach jedem Start von Verbrennungsrückständen gereinigt werden. Das Triebwerk kann mit einem Streichholz gut gezündet werden -ganz ungefährlich. Nach ca. 2 Sekunden Brenndauer hat sich der Gasdruck aufgebaut, sodaß gestartet werden kann,

Ein Ansenken der Modellteile tritt nicht ein, 15 cm hinter der Düse kann die Hand hingehalten werden, ohne daß eine Verbrennung eintritt. Es tritt kein Feuerstrahl aus! Die Hitzebildung ist gering. Düsennhalterung mit zwei Holzschrauben ist selbstverständlich auch dabei!

Technische Daten der ,,Motex 12":

Hersteller: Motex KG Bremen
Länge: 36 mm
Durchmesser: 14 / 17 mm
Gewicht leer: 5 Gramm
Treibsatz: 2,5 Gramm
Gesamtgewicht: 8 Gramm flugfertig
Brenndauer: 7-8 Sekunden
Schub ca.: 50 Gramm

(aus COUNTDOWN 1/90 - Nachdruck ohne Genehmigung verboten!)

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